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Betäubung ja oder nein?

PBitte einmal Vollnarkose!

Mit diesem Wunschgedanken kommen immer wieder Kunden in mein Piercing-Studio. Viele würden vor lauter Angst am liebsten nach den ersten paar Minuten ihre Meinung ändern und das Studio ohne Piercing auf dem schnellsten Wege verlassen. Wenn da nicht die Freunde wären! Wie soll man den Bekannten erklären, daß man jetzt doch kein Piercing hat und wie begeistert sind die Freunde, die man zum `Händchen halten´ mitgeschliffen hat, und die jetzt unverrichteter Dinge wieder mit nach Hause fahren können?

Daher stehen oft auf der anderen Seite der Theke Kunden die bereits vor dem Piercen `Bleichgesichter´ sind. Der Schweiß steht ihnen auf der Stirn und die Hände sind eiskalt. Wenn sie überhaupt noch fähig sind etwas zu fragen, dann kommt meist: “Aber eine Betäubung bekomme ich schon?” Und dann die unverhoffte und unerwünschte Antwort der Piercerin: “NEIN!” Das gibt vielen den Rest.

Ich versuche daher den Kunden logisch darzulegen, daß eine Betäubung viele Nachteile hat.

Beim Arzt bekommt man beim Blut abnehmen ja auch keine Betäubung und trotzdem ist noch keiner an den Schmerzen gestorben. Ob ich die Haut ansteche oder durchsteche macht vom Schmerz her nicht viel Unterschied. Das Schmerzempfinden ist sicherlich von vielen Faktoren abhängig z.B von der Person, der Stelle, Angst durch negative Vorerfahrung, Angst durch Beeinflussung u.a..

Es gibt mehrere Arten von Betäubung, wobei ich im Nachfolgenden auf 3 Arten eingehen möchte.

1.  Betäubungsspritze: darf nur von ausgebildetem Personal (Arzt, Krankenschwester, Heil praktiker) gesetzt werden

  • Wer kann behaupten, daß das Piercen ohne Betäubung schmerzt, wenn er es ohne Betäubung gar nicht kennt?
  • Ist es nicht paradox sich mit einer Nadel (Spritze) stechen zu lassen, um einen weiteren Stich nicht zu spüren? Ob mit oder ohne Betäubung hat man am Schluß jeweils 1-en Stich gespürt!
  • Das Betäubungsmittel besteht aus ein paar ml Flüssigkeit, die die zu piercende Hautregion aufschwemmt. Der Ein-und Ausstich (vor allem beim Nabel) kann nach dem Abschwellen schräg sein.
  • Der total verängstigte Kunde muß ein paar Minuten warten, bis das Betäubungsmittel überhaupt wirkt. Wobei ich von einer Kundin -die beim 1. Mal bei einer Ärztin war-  weiß, daß bei ihr auf Grund von  Zeitdruck die Betäubung noch nicht gewirkt hatte.
  • Ärzte haben auf Grund der Betäubung meist eine andere Piercing Technik. Es wird selten die zu stechende Stelle makiert und mit einer Klemme fixiert, sondern die Nadel einfach durch das betäubte Gewebe geschoben, was häufig schiefe und fehlplazierte Piercings zur Folge hat. (Dies Aussage hat sich die Verfasserin nicht ausgedacht, sondern auf Nachfrage von Kunden erfahren, die schon einmal bei einem Arzt zum Piercen waren).
  • Wie jeder, der schon mal beim Zahnarzt war, weiß, kommen die Schmerzen um so stärker, wenn die Betäubung nachgelassen hat.
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    2. Vereisungsspray`s / Lidocainspray`s: können von jedem angewandt werden

  • Auf den Eisspray`s ist oft zu lesen: “Nicht einatmen!”. Wie sinnvoll ist es dann, den aufgetragenen Spray durch den Nadelstich in den frischen Stichkanal zu bringen?
  • Die Spray`s haben einen weiten Sprühradius. Dies kann bei Augenbrauenpiercings zu unangenehmen Treffern ins Auge führen.
  • Es ist stark anzuzweifeln, ob Eisspray`s tatsächlich den Schmerz lindern. Bei Kälte zieht sich die Haut zusammen und wird straffer / härter (z.B. Brust). Stecht doch mal mit einer Nadel durch ein gefrorenes Stück Fleisch und zum Vergleich in ein aufgetautes! Ihr werdet merken, wo man mehr Druck benötigt um die Nadel durchzustechen. Den stärkeren Druck merkt auch der Kunde, womit man wieder beim gleichen Ergebnis ist, wie ohne Kältespray.
  • Wird ein Eispray benutzt, hat dieser meist nur einen Placeboeffekt!
  • Lidocainspray`s sind wie Kältespray`s, jedoch für Schleimhäute. Wenn man sie benutzt jammern die Kunden meist über den widerlichen Geschmack. Bei Zungenpiercings werden die Speiseröhre und Lippen unweigerlich mit betäubt. Wer dies kennt weiß genau was für ein ätzendes Gefühl das ist und über den Nutzen läßt sich streiten.
  • Lidocainspray`s im Genitalbereich? Viele von Euch haben bestimmt als Kind bei Erkrankungen `Wick vaporup´ auf die Brust bekommen (diese Salbe mit dem Wärmeeffekt). Dieses Gefühl habt ihr auch bei Lidocain im Genitalbereich.
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    3. Betäubungssalbe (z.B. Emla-Salbe (5g) aus der Apotheke): kann von jedem angewandt werden

  • hat teilweise die gleichen Nachteile wie unter 1. und 2. aufgeführt.
  • Die Salbe benötigt ca. 1-2 Stunden um sinnvoll zu wirken. Hoffentlich ist der Kunde bis dahin nicht komplett in Ohnmacht gefallen!
  • Ein Lösung wäre, daß sich der Kunde schon vorab zum Einwirken die Salbe zu Hause aufträgt.
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    Leider habe ich fast nur Nachteile auflisten können, da mir kaum Vorteile bekannt sind.

    Der einzige Vorteil von Betäubungen ist, daß dem Kunden die Angst -nicht der Schmerz- vor dem Piercen genommen wird. Dies kann ein guter Piercer aber auch auf anderem Weg erreichen, indem er dem Kunden ein Gefühl von Vertrauenswürdigkeit und Sicherheit vermittelt, sowie sauber, präzise und schnell arbeitet. Denn nicht nur die positive psychische Einstellung des Kunden, sondern auch die Technik kann beim Piercen schmerz- mindernd wirken.

    Ein kleiner Denkanstoß (bezüglich Ärzte): Wie soll jemand einem die Angst vorm piercen nehmen können, wenn er selbst keine Piercings hat.

    Verfasserin: Birgid Leonhardt, Inh. des Vampiercing-Studio, Adlkofen bei Landshut, Aug. 2000